Junge Menschen aus Marzahn-Hellersdorf haben gemeinsam einen Brief an den Bezirksbürgermeister Stefan Komoss (SPD) aufgesetzt. Sie wollen damit ein Zeichen gegen die rassistische und fremdenfeindliche “Bürgerinitiative” setzten. Hier der komplette Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Komoss, Frau Bezirksstadträtin Pohle,
entsetzt haben wir das Vorgehen der Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf bezüglich des geplanten Ausbaus des ehemaligen Max-Reinhardt-Gymnasium zu einer Unterkunft für Asylbewerber_innen und deren teilweise fragwürdige und manipulative Argumentation, Instrumentalisierung der Ängste der Menschen und oft radikaler Agitation zur Kenntnis genommen.
Wir, Menschen aus Hellersdorf-Marzahn, die hier aufgewachsen sind , hier arbeiten, studieren oder wohnen, möchten uns klar davon abgrenzen. Wir wollen Solidarität zeigen mit Menschen, die vorverurteilt und kriminalisiert werden; mit Menschen, die Chaos und Krieg entrinnen konnten und in ihren vermeintlich sicheren Fluchtorten Anfeindung und Hass ausgesetzt sind. Wir wissen, dass die Asylanten und Flüchtlinge auf Hilfe und Toleranz angewiesen sind, von der Politik, aber auch von den Bürger_innen selbst und stellen uns daher klar gegen gedankenlose Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Mit diesem Brief wollen wir ein Zeichen setzten. Ein Zeichen für eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft und für einen Bezirk, der sich bewusst mit seinen durchaus schwierigen Herausforderungen auseinandersetzt und mit allen Bürger_innen versucht eine menschenfreundliche Lösung zu finden.
Wir können die Sorgen, Ängste und Fragen vieler Bürger_innen verstehen und unterschätzen diese nicht und wissen auch, dass das geplante Projekt durchaus zahlreiche Probleme birgt. Wir sind uns einig, dass eine Schule prinzipiell kein geeigneter Ort ist um Menschen, die in Deutschland (oft entschieden zu lange) auf Asyl warten, unterzubringen. Jedoch wissen wir auch um den Mangel möglicher Alternativen. Solange die deutsche Asylpolitik, der Idee der dezentralen Unterbringung von Asylbewerber_innen nicht nachkommt, ist es unserer Meinung nach besser, überhaupt Unterkunft smöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, um den geflüchteten Menschen sichere Obdach zu gewähren. Daher sind Hass, Anfeindungen und Ausgrenzung keine adäquaten Lösungen. Vielmehr wollen wir versuchen den jetzigen Anwohnern, als auch den ankommenden Flüchtlingen ein friedliches und angstfreies Leben in Marzahn-Hellersdorf zu ermöglichen. Deshalb setzten wir auf Kommunikation und Vermittlung und sind ausdrücklich dazu bereit dies zu unterstützen und aktiv zu helfen.
Wir wollen dem Alltagsrassismus und Rechtpopulismus in unserem Bezirk die Stirn bieten und zeigen, dass es Menschen gibt, die hinter den Asybewerber_innen stehen, die bereit sind sich zu solidarisieren, zu unterstützen und zu helfen.