Bericht

Erfolgreicher und bunter Kiezspaziergang

Bei schönstem Sonnenschein trafen sich gestern Mittag Anwohner_innen und externe Unterstützer_innen zum gemeinsamen Kiezspaziergang, um auch optisch der fremdenfeindlichen Stimmung in Hellersdorf entgegen zu wirken. Mit Besen, Bollerwagen, Wasserkanistern und Musik zog man durch den Kiez um die zahlreichen, in der ganzen Gegend verteilten Kreideparolen der Gegner der geplanten Notunterkunft in der Carola-Neher-Straße  zu beseitigen. Rund 70 Menschen hatten sich dafür zusammengefunden. Auf der Strecke von der Alice Salomon Hochschule zum ehemaligen Max-Reinhardt-Gymnasium und zurück ließen sich viele Leute spontan mitreißen, schlossen sich der Gruppe an und unterstützen die Aktion.  So spazierten jung und alt, Hellersdorfer_innen und Menschen aus ganz Berlin Seite an Seite durch den Kiez und versuchten mit Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit aufzuräumen. Bunt, friedlich und mit viel Spaß und Tatendrang wurde geputzt, geschruppt und gefegt. Dabei konnten leider nicht alle Schmierereien komplett entfernt werden, da es sich bei einigen wenigen um Graffiti handelte. Zur Aufklärung der Bewohner_Innen wurden Infobroschüren mit Fakten über Asylbewerber_innen und das Asylverfahren in Deutschland verteilt.

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Pressemeldung des Solidaritäts-Netzwerkes Marzahn-Hellersdorf vom 27.7.2013: „Das Ende der Kreidezeit“ – ein antirassistischer Kiezspaziergang durch Hellersdorf

Am Samstag, den 27. Juli, hat das Solidaritäts-Netzwerk Marzahn-Hellersdorf alle interessierten und solidarischen Menschen eingeladen, gemeinsam in bunter und musikalischer Weise durch den an die geplante Flüchtlingsunterkunft angrenzenden Kiez zu spazieren. Auf diesem Spaziergang sollten Kreidezeichnungen entfernt werden, ein trauriges Zeugnis einer rassistischen Stimmung in der Anwohner*innenschaft. Befeuert wird diese Stimmung maßgeblich durch die sogenannte Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf – ein von Neonazis durchsetztes Netzwerk von Anwohner*innen. Eugen Traud, Sprecher des Netzwerkes, kündigte vorher an, dass das Netzwerk damit ein „Zeitalter der Solidarität mit den Geflüchteten im Kiez einläuten“ und „die Kreidezeit beenden“ wolle, in Anspielung auf das rückständige rassistische Denken einiger Nachbar*innen.

Zum Spaziergang fanden sich über 75 solidarische Menschen aus Hellersdorf und Umgebung auf dem Alice-Salomon-Platz zusammen, um gemeinsam mit Besen, Wasser, Soundsystem und bunten Accessoires durch die Straßen um die geplante Unterkunft herum zu ziehen. Schon am Anfang wurde der Spaziergang durch ein BMH-Mitglied durch das Abfotografieren von Teilnehmer*innen gestört, der aber nach Interventionen dieser durch die Polizei fortgeschickt wurde. In der Vergangenheit wurden Menschen durch die BMH über das Ausspähen persönlicher Daten bedroht. Die Polizei fiel während des Spazierganges mit ungerechtfertigten Personalienkontrollen gegenüber Teilnehmer*innen auf und störte damit ihrerseits den friedlichen Ablauf.

Nach dem Start wurden über 40 rassistische Kreideschmiereien im gesamten Kiez über drei Stunden hinweg durch das praktische Engagement der Aktivst*innen beseitigt. Zudem wurden mehr als tausend Flyer gegen rassistische Vorurteile in der Nachbar*innenschaft verteilt. Viele Anwohner*innen waren sichtlich interessiert an einer Gegenposition zu der als unangenehm empfundenen rassistischen Hegemonie in ihrem Kiez. Einige jedoch konnten sich nicht damit anfreunden und empfingen die Aktivist*innen mit Beleidigungen und neonazistischen Ausfällen. „Wir wissen, dass wir heute ein wichtiges Zeichen gesetzt haben und nicht nur mit Kreidemalereien, sondern auch mit einigen Vorurteilen im Kopf aufgeräumt haben. Aber wir wissen auch: die Debatte wird weitergehen. Wir müssen den emanzipatorischen Kräften im Bezirk zu einer Stimme verhelfen und gleichzeitig rassistische und menschenfeindliche Positionen offensiv thematisieren“, sagte Eugen Traud. Und weiter: „Den Geflüchteten muss eine sichere, angstfreie und menschlich offene Umgebung geboten werden, in der sie in Ruhe in Hellersdorf ankommen können.“